Der Streckensegelflug bildet die fortgeschrittene Form des Segelflugs. So sind im norddeutschen Bereich Strecken von bis zu 800 km erreichbar. In den folgenden Zeilen möchten wir die Königsklasse des Segelflug etwas genauer darstellen
und versuchen den besonderen Reiz zu vermitteln.
Streckensegelflug (dezentral)
Unter Streckenflug im eigentlichen Sinn versteht man das Verlassen der Platzrunde des Heimtflugplatzes. Gestartet wird wie gewohnt im Windenstart oder Flugzeugschlepp. Nach Erreichen der Ausgangshöhe geht es auf Strecke. Diese wird nach eingehender Sichtung
der Wetterinformationen in ihrer Größe und Richtung festgelegt. Zumeist plant der Segelflieger Dreiecksflüge mit 3 oder 4 Wendepunkten. Die Größe der Strecken schwankt zwischen 150 und 650 km je nach Wetterlage und Jahreszeit. Nachdem
die Wendepunkte ausgewählt wurden, werden diese mit ihren Koordinaten in das Satelliten-Navigationssystem, den sogenannten Logger, eingegeben. Dieser Logger dokumentiert die geflogene Strecke, indem er ca. alle 3 Sekunden die Koordinaten
des Flugzeugs, und damit die Position, abspeichert. Abends wird der Flugweg auf dem PC ausgelesen und zur Wertung in der Deutschen Meisterschaft im Streckensegelflug eingereicht. Die Deutsche Meisterschaft im Streckensegelflug ist
ein dezentrale Meisterschaft, die die ganze Flugsaison über läuft. Von jedem teilnehmenden Piloten werden die besten 3 Flüge (mit Punkten) gewertet. Am Jahresende ist der Punktesieger der Deutsche Meister in der jeweiligen Wettbewerbsklasse.
Damit die unterschiedlichen Segelflugzeuge vergleichbar gemacht werden können, ordnet man sie in Wettbewerbsklassen ein:
- Clubklasse
- Standardklasse
- Rennklasse
- 18m-Klasse
- Doppelsitzerklasse
- Offene Klasse
Bei dieser dezentralen Wettbewerbsform kann jeder Pilot teilnehmen ohne eine spezielle Wettbewerbsqualifikation zu benötigen. Damit wird der Segelflugsport seiner Eigenschaft als Breitensport gerecht.
Wettbewerbsflug – zentrale Wettbewerbe
Neben der oben beschriebenen Wettbewerbsform werden Wettbewerbe wie Landesmeisterschaften, Deutsche Meisterschaften, Europameisterschaften und auch andere Traditionswettbewerbe zentral ausgetragen. D.h. ein Flugplatz stellt den Austragungsort dar und
die qualifizierten Piloten reisen mit ihren Flugzeugen an um daran teilzunehmen. Die Dauer des Wettbewerbsliegt zwischen 10 und 14 Tagen. Es wird gecampt. Bei deutschen Meisterschaften nehmen bis zu 100 Flugzeuge in verschiedenen
Wertungsklassen teil. Beim morgendlichen Briefing wird von Metereologen das Wetter beschrieben und die Wettbewerbsleitung schreibt als Tagesaufgabe eine bestimmte Strecke mit vorgegebenen Wendepunkten aus. Nachdem das komplette Teilnehmerfeld
in die Luft geschleppt worden ist, wird die Startlinie (ähnlich einem Regattastart beim Segeln) freigegeben. Von diesem Moment an, hat jeder Pilot ein Zeitfenster von ca. 1,5 Stunden, in denen er selbst entscheiden kann, wann er
die Linie überfliegt und die Zeit für die Tagesaufgabe zu laufen beginnt. Es kann also gepokert und taktiert werden. Ziel ist es die Aufgabe in der geringstmöglichen Zeit zu schaffen. Die für die jeweilige Tagesaufgabe vergebenen
Punkte werden am Ende des Wettbewerbs addiert und der Sieger steht fest.
Vergleichsfliegen der Junioren
Eine besondere Art des zentralen Wettbewerbes stellt das Landesjugendvergleichsfliegen dar, welcher sich speziell an jugendliche Flugschüler und Jung-Scheininhaber richtet. Das Außergewöhnliche an diesem Wettbewerb ist, dass es hier nicht darum geht,
eine Strecke in möglichst kurzer Zeit „abzufliegen“, sondern ein stärkeres Augenmaß auf Technik gelegt wird. Der Wettbewerb findet komplett in Sichtweite des Platzes statt, wo die Teilnehmer in zwei bis drei Flügen festgelegte Manöver
zeigen sollen, welche dann von einer Jury bewertet werden. Des Weiteren werden auch Start, Landeeinteilung und die Landung selbst bewertet. Die Bewertung erfolgt, indem für Fehler bei diesen Manöver, wie beispielsweise zu flaches
Kreisen oder ein Verfehlen des genauen Aufsetzpunktes, Fehlerpunkte vergeben werden. Nach der Landung werden diese gesammelten Fehlerpunkte der Flüge addiert und somit der Sieger des Jugendvergleichsfliegens, der Jugendliche mit
den wenigsten Abzügen, ermittelt. Am Ende des Wettbewerbs folgt eine Siegerehrung und die drei bestplatzierten Piloten qualifizieren sich somit für das Bundesjugendvergleichsfliegen, bei dem sich dann die besten jugendlichen Segelflieger
aus allen Bundesländern messen. Dieser Wettbewerb findet an einem Wochenende statt und bietet, neben dem Wettbewerb, auch die Gelegenheit zu Gleichaltrigen aus anderen Vereinen Kontakte zu schließen.